Geschichte des Abendgymnasiums
Der Leiter des Abendgymnasiums, Oberstudiendirektor Helmut Weidemeier, trat in den Ruhestand
"Schule leiten, Freude verbreiten" sangen die Kollegen
Der Chef des Braunschweiger Abendgymnasiums, Oberstudiendirektor Weidemeier, hat in Zukunft jeden Abend frei. Bei Ansprachen, Häppchen und Sekt gab es in der Aula der renommierten Schule im Hause der Kleinen Burg am Montag großen Bahnhof für den Pädagogen. Der 65jährige verabschiedete sich in den Ruhestand. 27 Jahre lang war er Leiter des Abendgymnasiums. Das Kollegium sang "Die Schule leiten, Freude verbreiten..."
Mit von der Partie waren Vertreter von Politik und Verwaltung, Schüler und Ehemalige. Einig waren sich alle Besucher darin, daß kein verknöcherter Pauker das Katheder für immer verläßt. Von "unerhörtem Fleiß" sprach Regierungspräsident Karl-Wilhelm Lange. Nach dem Studium der Physik, Mathematik und Philosophie habe er sein Leben mit der Schule gelebt, dem Abendgymnasium seinen Stempel aufgedrückt und gezeigt, was ein demokratisches Bildungssystem leisten könne.
Von seiner ersten Begegnung mit dem Schulhaus, in dem das Abend- und das Tagesgymnasium untergebracht sind, berichtete Gernot Tartsch, SPD-Ratsherr und Leiter des Gymnasiums Gaußschule: "Der Physiksaal erinnert an ein Museum in ungeordnetem Zustand. Inzwischen hat sicher aber einiges gebessert."
Das Abendgymnasium habe sich wie "eine Blüte auf der Wiese der Braunschweiger Schullandschaft" entwickelt, meinte Tartsch, der auch als Vertreter des Oberbürgermeisters gekommen war. Gleichzeitig hob der Ratsherr das soziale Engagement Weidemeiers hervor, das weit über den Bildungsauftrag hinausgegangen sei.
Auf die "gute Nachbarschaft" wies Oberstudiendirektorin Bolle, Leiterin des Tagesgymnasiums Kleine Burg, hin. Sie lobte die Warmherzigkeit und Ruhe ihres Nachbarn, unterstrich dessen Kompromißbereitschaft. Wenn zwei Gymnasien auf so engem Raum arbeiteten, seien verläßliche Absprachen unbedingt notwendig.
Helmut Weidemeier ist Braunschweiger. Während des Krieges mußte er mit seiner Mutter in den Vorharz übersiedeln, machte in Seesen sein Abitur. Nach Kriegsende kehrte Weidemeier nach Braunschweig zurück und studierte an der Technischen Hochschule. Als Referendar arbeitete Weidemeier an der Raabeschule, als Assessor an der Kleinen Burg, seine erste Lehrerstelle trat er in Wolfenbüttel an. Ende der 50er Jahre wurde der Pädagoge Lehrer am Abendgymnasium. 1968 nahm er auf dem Chefsessel Platz.
Von Dieter Schäfer, Braunschweiger Zeitung, 1995